Neues Herzstück für ED Netze: Der neue Standort in Donaueschingen steht

Willkommen am neuen Standort in Donaueschingen: Generalplaner Günter Limberger, Oberbürgermeister Erik Pauly, Boris Philippeit, kaufmännischer Geschäftsführer der ED Netze GmbH und ED Netze-Projektleiter Andreas Binczyk (von links) am Tag der offiziellen Eröffnung. Foto: Roland Sigwart / ED Netze GmbH
Willkommen am neuen Standort in Donaueschingen: Generalplaner Günter Limberger, Oberbürgermeister Erik Pauly, Boris Philippeit, kaufmännischer Geschäftsführer der ED Netze GmbH und ED Netze-Projektleiter Andreas Binczyk (von links) am Tag der offiziellen Eröffnung. Foto: Roland Sigwart / ED Netze GmbH

Es ist vollbracht: Nach 22-monatiger Bauzeit hat die ED Netze GmbH ihre neue Zentrale in Donaueschingen bezogen. Mit Projektleiter Andreas Binczyk blicken wir zurück auf die Bauarbeiten in herausfordernden Zeiten – und darauf, was das moderne Gebäude auszeichnet.

Von Patrick Torma

Die neue Zentrale in Donaueschingen (siehe Infokasten) vereint Tradition mit Innovation. Einerseits ist der Bau im Gewerbegebiet Breitelen ein Bekenntnis zum Standort Donaueschingen. Als Nachfolgeunternehmen des Fürstlich Fürstenbergischen Elektrizitätswerkes ist ED Netze seit über 100 Jahren eng mit der Stadt auf der Baar verbunden. Andererseits ist der Neubau ganz klar auf die Zukunft ausgerichtet. Und das nicht nur, weil der neue Standort Raum für geschäftliche Entwicklungen bietet: Als klimaneutrales Unternehmen legt ED Netze Wert auf eine nachhaltige Gebäude-Energiebilanz. Der bauliche „Neuzugang“ in Donaueschingen ist in dieser Hinsicht ein Vorzeige-Objekt.

Einer, der die Entstehung – zusammen mit zahlreichen Partnern aus der unmittelbaren Region – mit vorangetrieben hat, ist Andreas Binczyk. Er ist für die Standortentwicklung von ED Netze zuständig und Projektleiter des Neubaus in Donaueschingen. Welche Vorüberlegungen dem Umzug zugrunde liegen, mit welchen „Features“ der neue Standort aufwartet und weshalb die Pandemie mehr Motivation denn Hemmschuh war, darüber spricht Andreas Binczyk im Interview.

Auf einen Blick

Andreas Binczyk, die Umzugskartons sind ausgepackt, Mitte Juli wurde der neue ED Netze-Standort in Donaueschingen offiziell eingeweiht. Wie haben Sie die Feierlichkeiten erlebt?

Es war wunderbar, und auch das Wetter hat sich pünktlich zum offiziellen Festakt von seiner schönen Seite gezeigt. Wir durften viele Gäste begrüßen, aus Donaueschingen, Vertreter aus den Kommunen, aus dem Land- und Bundestag. Toll war auch das Mitarbeiterfest tags zuvor. Die Kolleginnen und Kollegen haben ihre Familien gerne durchs neue Gebäude geführt. Ich selbst habe mein Büro in Rheinfelden. Aber aus vielen Gesprächen weiß ich, dass sie sich am neuen Standort wohlfühlen. Das stimmt mich natürlich froh.

Und wie denkt der Projektleiter über den Neubau?

Wenn ich Revue passieren lasse, wie viele Gedanken wir uns gemacht haben, wie viele Ideen in das Projekt eingeflossen sind und nun sehe, worüber wir uns die vergangenen Jahre unterhalten haben, dann muss ich einfach sagen: Das Ergebnis übertrifft die Erwartungen und ist absolut super geworden!

Andreas Binczyk (rechts), zuständig für die Standortentwicklung von ED Netze im Allgemeinen und den Neubau in Donaueschingen im Besonderen, führt Interessierte über das Gelände am neuen Standort. Foto: Roland Sigwart / ED Netze GmbH
Andreas Binczyk (links), zuständig für die Standortentwicklung von ED Netze im Allgemeinen und den Neubau in Donaueschingen im Besonderen, führt Interessierte über das Gelände am neuen Standort. Foto: Roland Sigwart / ED Netze GmbH

Starten wir doch mit den anfänglichen Überlegungen: ED Netze und Donaueschingen – diese Verbindung hat Tradition. Der alte Standort an der Prinz-Fritzi-Allee, unmittelbar am Fürstlichen Park, ist ein Teil davon. Weshalb haben Sie sich letztlich von ihm verabschiedet?

2016 haben wir tatsächlich noch Umbaumaßnahmen an der Prinz-Fritzi-Allee durchgeführt. Damals waren wir noch der Ansicht, dass das Areal den Ansprüchen genügt. Doch mit der Zeit haben sich die Argumente zugunsten eines Neubaus an anderer Stelle deutlich verschoben. 2018 gab es dahingehend die ersten Überlegungen. Die Konturen der Energiewende zeichneten sich immer deutlicher ab, zeitgleich waren einzelne Geschäftsfelder der ED Netze, etwa im Bereich der Wärme- und Energielösungen, enorm gewachsen. Also wurde klar: Wir benötigen mehr Platz. Die städtische Lage zwischen Park, Wohnbebauung und dem benachbarten Sankt Michael-Pflegeheim ließ allerdings keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten zu.

Diese Entwicklungsmöglichkeiten bietet das neue Areal an der Robert-Gerwig-Straße in Donaueschingen?

Genau. Wir sind jetzt im Gewerbegebiet Breitelen beheimatet. Mit 15.000 Quadratmetern ist die neue Fläche rund doppelt so groß. Hier konnten wir auf der ‚grünen Wiese‘ eine leistungsfähige Zentrale errichten, die den Anforderungen der Zukunft entspricht.

Was heißt das mit Blick aufs Personal? Wie viele Mitarbeitende sind am neuen Standort tätig und wie viel Zuwachs ist möglich?

Aktuell sind in Donaueschingen bis zu 80 Mitarbeitende anzutreffen. Wobei unsere Monteure in der Regel im Netzgebiet unterwegs sind und daher flexible Arbeitsplätze nutzen. Unsere Azubis verbringen einen Großteil ihrer Ausbildung in der Lehrwerkstatt. Wenn wir die fest eingerichteten Arbeitsplätze zählen, sind es 65. Wir gehen davon aus, dass wir diese im Laufe der nächsten Jahre auf ca. 100 ausbauen können.

Das ist der neue Standort in Donaueschingen

Alle(s) unter einem Dach: In dem neuen Bürogebäude im Gewerbegebiet Breitelen finden alle Organisationseinheiten, die am alten ED Netze-Standort an der Prinz-Fritzi-Allee beheimatet waren, Platz. Dazu gehören Bereiche, die zur systemrelevanten Infrastruktur des Netzbetreibers zählen, aber auch Teile des Vertriebs. Zudem wurde Raum für neue Arbeitsplätze geschaffen. Zum Ensemble gehören ferner ein Regional- und Materiallager, eine Fahrzeughalle für Großfahrzeuge sowie Werkstätten, unter anderem speziell für die Ausbildung bei ED Netze.

Der Neubau entspricht dem KfW-40-Standard. Das heißt, er unterschreitet den gesetzlich vorgeschriebenen Energiebedarf nach aktuellem Gebäudeenergiegesetz um 60 Prozent.

Mehr Platz, kurze Wege – darüber hinaus: Wodurch zeichnet sich der neue Standort aus architektonischer Sicht aus?

Boris Philippeit (kaufmännischer Geschäftsführer der ED Netze GmbH, Anm. d. Red.), hat es in seiner offiziellen Eröffnungsrede treffend formuliert: ‚In Donaueschingen steht das schönste und nachhaltigste Gebäude des Unternehmens‘. Der Entwurf des Architektenbüros Limberger, das übrigens ebenfalls in Donaueschingen zuhause ist, verbindet Funktionalität mit Innovation, die sich insbesondere in der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz des Gebäudes niederschlägt. Sichtbar wird das unter anderem in der Bauweise: Das Tragwerk besteht aus Holz, wodurch klimawirksames Kohlenstoffdioxid gebunden wurde.

Mehr als ein Blickfang ist auch die Fassadengestaltung, oder?

Auf jeden Fall. Die Photovoltaik entlang der Fassade ist integraler Bestandteil des Gebäudes. Sie hält die Putzbalkone, das heißt, sie hat auch eine  tragende Funktion. Davon ab trägt die Anlage natürlich primär zur Energieeffizienz des Gebäudes bei.

Wissen Sie schon, wie viel Strom sie mithilfe der Anlage erzeugen werden?

Konkret müssen das Messungen zeigen. Was wir wissen: Wenn man massenhaft Strom erzeugen möchte, gibt es sicher effektiverer Wege. Aber wir wissen auch, dass wir Energie erzeugen werden, wenn wir sie brauchen. In der Fassade sind bifaziale Module verbaut, das heißt, wir können von beiden Seiten aus Licht in elektrische Energie umwandeln. Durch die senkrechte Ausrichtung wird die Ausbeute im Winter höher sein als es bei flachen Anlagen der Fall ist. Außerdem erwarten wir den Peak im Sommer nicht mittags, sondern eher – dann, wenn sich das Gebäude morgens aufheizt und wir die Energie für die Kühlung verwenden können.

Die bifazialen Module an der Gebäudefassade können von beiden Seiten aus Licht in elektrische Energie umwandeln. Foto: Markus Edgar Ruf / ED Netze GmbH
Die bifazialen Module an der Gebäudefassade können von beiden Seiten aus Licht in elektrische Energie umwandeln. Foto: Markus Edgar Ruf / ED Netze GmbH

Auf dem Dach gibt es keine PV-Anlage?

Noch nicht. Aber wir haben die Dachflächen freigehalten, da wird eine Installation noch erfolgen.

Welche weiteren umweltschonenden „Features“ gibt es?

Das Gebäude wird ans Nahwärmenetz angeschlossen, das die Kollegen der Energiedienst-Gruppe im nördlichen Teil von Donaueschingen derzeit noch errichten. Ein weiterer Aspekt ist die Elektrifizierung des Fuhrparks, die ED Netze konsequent vorantreibt. Wir haben ursprünglich mit der einen oder anderen Wallbox geplant, weil vor Ort vier E-Autos im Dienst waren. Inzwischen sind es etwa 20 Elektrofahrzeuge, und es werden immer mehr. Wir haben die Infrastruktur im Bauprozess daher so angepasst, sodass man an jedem Parkplatz normal und an 4 Hyperchargern, z.B. für die Störungsfahrzeuge, schnell laden kann.

Stichwort Bauprozess: Der fiel mitten in die Zeit einer gewissen Pandemie. Die geplante Bauzeit blieb davon unberührt. Wie haben Sie das geschafft?

Es stimmt: Als wir anfingen zu bauen, mussten Besprechungen im Baustellencontainern mit Maske durchgeführt werden. Abstimmungen mit den Planern fanden grösstenteils per Videokonferenz statt Wobei wir in der glücklichen Situation waren, dass wir viele Abläufe schon auf den Weg gebracht hatten, bevor das Virus grassierte. Hätten wir uns noch in der Planungsphase befunden, wäre es womöglich schwieriger gewesen. Letzten Endes jedoch hat uns die Situation gepusht.

Inwiefern?

Durch die Nachfolgenutzung am alten Standort (dort entsteht, unter Federführung der Energiedienst-Gruppe, u.a. ein neues Pflegeheim, Anm. d. Red.) waren wir verpflichtet, den Zeitrahmen einzuhalten. Natürlich war es so, dass Corona sehr wohl unsere Pläne beeinflusst hat.

Ein Beispiel: Aufgrund von Verwerfungen innerhalb der globalen Produktions- und Lieferketten stand unser Dachdecker vor der Wahl: Entweder er erhält das bestellte Material auf einen Schlag – das waren immerhin 40 Paletten, die er ohne Weiteres nicht lagern konnte. Oder er bekommt eine Palette pro Woche geliefert. Was das für den Bau bedeutet hätte, können Sie sich leicht ausrechnen. So haben wir für unseren Dachdecker kurzfristig Flächen angemietet, um einem logistischen Engpass zu entgehen.

Wir waren also immer wieder gefragt, pragmatische Lösungen zu finden. Dass wir diese gefunden haben und auch auf die Schnelle umsetzen konnten, verdanken wir der hervorragenden Zusammenarbeit mit unseren Partnern. Neben dem bereits erwähnten Architekturbüro Limberger, das mit der Generalplanung betraut war, ist hier vor allem die Projektsteuerung durch Harrer Ingenieure aus Karlsruhe hervorzuheben.

In der Pandemie, aber auch danach, ist vieles teurer geworden. Auch der Bau in Donaueschingen? 18,4 Millionen Euro hat ED Netze insgesamt investiert…

Wir bekamen gerade zum Start ein Teuerungsproblem: Die Holzpreise sind damals stark gestiegen. Wir haben jedoch die Bauweise und den Materialeinsatz etwas angepasst. Durch Optimierungen in anderen Bereichen sowie der Tatsache, dass wir durch unseren energiesparenden Baustandard von einer neu ins Leben gerufenen Förderung der KfW für Nicht-Wohngebäude profitieren konnten, sind wir im Kostenrahmen geblieben.

Der neue Standort in Donaueschingen steht, wie geht es jetzt weiter? Auch für den Projektleiter?

Ich bin dann mal weg (lacht). Spaß beiseite: Das Projekt in Donaueschingen mag abgeschlossen sein. Die Entwicklung aber ist nicht am Ende. Ich zitiere nochmal Boris Philippeit: Die Mitarbeitenden von ED Netze werden das neue Gebäude von nun an mit Leben füllen. Und standortübergreifend stehen schon die nächsten Umbauten bevor. Aber klar: Ein Projekt dieser Größenordnung gibt es wahrscheinlich nur alle zehn Jahre. Insofern war es für uns alle eine tolle Erfahrung, die wir für künftige Vorhaben nutzen werden.

Gebündelte Informationen wie Impressionen aus allen Phasen des Neubaus finden Sie auf dieser Seite.

Über den Autor: Patrick Torma

(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)
(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im ED-Netze-Blog beides vereinen.

2 Kommentare

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*