Business Continuity Management: Gut gerüstet gegen Risiken

Das Business-Continuity-Managementsystem sichert den kontinuierlichen Betrieb unserer kritischen Infrastruktur – auch in herausfordernden Zeiten. (Foto: naturenergie netze)
Das Business-Continuity-Managementsystem sichert den kontinuierlichen Betrieb unserer kritischen Infrastruktur – auch in herausfordernden Zeiten. (Foto: naturenergie netze)

Kann man auf nicht kontrollierbare Ereignisse vorbereitet sein? Das Business Continuity Management (BCM) versucht genau das: Alle denkbaren Katastrophen und Ereignisse durchdenken, Schwachstellen identifizieren. Wo es geht, Vorsorge treffen, und wo es nicht geht, Notfallpläne erstellen. Das ist der Job von Benjamin Mayer. Im Interview spricht er von Bedrohungslagen – und dass das BCM von naturenergie netze jetzt ISO-Norm zertifiziert ist.

Von Gerhard Berger

Das Hochwasser an der Ahr hat die Infrastruktur bei Elektrizität und Gas zerstört. Stürme können Strommasten knicken. An Anschläge und Cyberangriffe will man gar nicht denken. Benjamin Mayer tut das aber. Der gelernte Elektroniker für Betriebstechnik hat Elektrotechnik studiert, war als Betriebsingenieur in der Verbundleitstelle in Rheinfelden und ist jetzt Business-Continuity-Manager bei naturenergie netze.

In dieser Funktion sucht er in allen sicherheitsrelevanten Abläufen und Prozessen bei dem Netzbetreiber nach Schwachstellen, die er dann gemeinsam mit den Kollegen behebt. Er überprüft die Alarm- und Ablaufpläne im Notfall, die auch regelmäßig geprobt werden. „Wir wollen auf nicht kontrollierbare Risiken optimal vorbereitet sein“, sagt Mayer.

Unkontrollierbare Ereignisse bestmöglich kontrollieren

Eine bestmögliche Kontrolle unkontrollierbarer Ereignisse mag sich erst mal paradox anhören. Aber genau darum geht es Mayer: „Natürlich können wir keinen Orkan abwenden“, sagt der BC-Manager. „Aber wir können vorauskalkulieren, was passieren könnte. Und uns überlegen, wie man bestmöglich darauf reagieren könnte.“ Tritt der Ernstfall dann ein, muss das Notfallteam nicht mehr situativ drauf reagieren, sondern kennt die Abläufe. Mayer sagt das so: „Im Idealfall ziehen wir dann einen Plan aus der Schublade und können schnell und zielgerichtet handeln.“

Junger Mann um die 30 mit blaugrauem Sakko und weißem T-Shirt
Benjamin Mayer ist bei naturenergie netze verantwortlich für das Business Continuity Managementsystem. (Foto: Privat)

Als möglichen Notfall nennt er einen Chemieunfall am Industriestandort Rheinfelden. „Falls eine Evakuierung des Gebietes nötig wäre, würde dies auch unsere Netzleitstelle betreffen“, so Mayer. „Deshalb haben wir Pläne, wie zum Beispiel einen, der regelt von wem und wie schnell unsere Reserve-Leitstelle an einem anderen Ort besetzt werden kann. Ziel ist, den Betrieb von dort aus zu steuern, ohne dass es zu Unterbrechungen bei der Energieversorgung kommt. Das proben wir auch. Fast jeden Monat.“

Krisenvorsorge nach ISO 22301

Dass naturenergie netze bestmöglich auf alle Worst-Case-Szenarien vorbereitet ist, hat Verteilnetzbetreiber, als einer der ersten in der Branche, jetzt auch schriftlich: in Form der Zertifizierung nach ISO 22301. „Wir haben jetzt die Bestätigung eines unabhängigen Prüfers, dass unsere Vorbereitungen allen Anforderungen der internationalen Norm entsprechen“, sagt Mayer. „Das freut uns, ist aber kein Grund, sich jetzt auszuruhen. Bedrohungslagen können sich ändern. Cyberangriffe waren vor 20 Jahren noch kein Thema. Heute schon. Und wir müssen immer auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.“

Deshalb ist auch die Zertifizierung kein Schlusspunkt. Das Unternehmen muss laufend sicherstellen, dass es die Standards hält. Schon im Januar des darauffolgenden Jahres steht das nächste Überwachungsaudit an. Und wenn Business-Continuity-Manager Benjamin Mayer und alle Kollegen bei naturenergie netze weiter an alle Eventualitäten denken und Notfälle proben, steht nach drei Jahren die Rezertifizierung an.

Foto: trurnit GmbH
Foto: trurnit GmbH

Über den Autor: Gerhard Berger

Gerhard Berger ist Leitender Redakteur und Berater bei der Unternehmensgruppe trurnit, dem deutschen Marktführer für Energiekommunikation. Dort koordiniert er als Chef vom Dienst Beiträge zu Themen aus allen Energiefeldern – von der Erzeugung bis zu Energiespartipps zuhause. Bei Energiedienst leitet er die Umsetzung des Privatkundenmagazins NaturKunde und ist Autor für den Kommunal-Newsletter KOMMpakt. An seinen Aufgaben reizt ihn besonders, komplexe Energiethemen allgemeinverständlich aufzubereiten.

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