
Die Energiewende stellt Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Photovoltaikanlagen, Windkraftwerke und andere erneuerbare Energiequellen müssen in das bestehende Stromnetz integriert werden. Doch wer sorgt dafür, dass all diese Anlagen fachgerecht installiert und angeschlossen werden? Wer sorgt dafür, dass die Verbindung zwischen Energieerzeugern, Netzbetreibern und Verbrauchern reibungslos funktioniert? Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Elektroinstallateuren zu. Paul Hurst, beim Netzbetreiber naturenergie netze verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Elektroinstallateuren, gibt im Interview Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen Netzbetreiber und Handwerk. Er erklärt, warum diese Partnerschaft so wichtig für die Zukunft unserer Energieversorgung ist.
von Charis Stank
Herr Hurst, Sie sind bei naturenergie netze für die Betreuung des Installateurverzeichnisses zuständig. Können Sie uns mehr über Ihre Rolle und die Bedeutung der Elektroinstallateure für den Netzbetrieb erzählen?
Gerne. Ich bin Paul Hurst, 40 Jahre alt und noch recht neu im Unternehmen. Meine Aufgabe ist die Betreuung der Installateure. Wir führen ein Verzeichnis, in dem alle registrierten Unternehmen gelistet sind. Diese Liste muss regelmäßig aktualisiert werden, wobei die Einträge eine Laufzeit von fünf Jahren haben.
Die Elektroinstallateure sind für uns als Netzbetreiber enorm wichtig. Sie sind unsere Partner beim kontinuierlichen Netzausbau und bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Installateure führen die Arbeiten bei den Privat- und Gewerbekunden aus und bereiten die Messstellen für den Einbau von modernen oder intelligenten Messsystemen vor. Diese erfassen den Energiefluss in beide Richtungen, Bezug und Einspeisung. Wir sind also in vielerlei Hinsicht voneinander abhängig.
Wie viele Elektroinstallateure sind in Ihrem Netzgebiet tätig und wie werden sie Partner von naturenergie?
In unserem Gebiet gibt es knapp 400 Installateure, von denen etwas mehr als 300 direkt in unserem Netzgebiet tätig sind und knapp 100, die aus angrenzenden Gebieten zu uns kommen.
Um Partner zu werden, müssen die Betriebe bestimmte Qualifikationen nachweisen. Es gibt klare Richtlinien vom Bundesinstallateurausschuss. Man muss eine Elektrofachkraft, vorzugsweise ein Handwerksmeister sein oder entsprechende Zusatzqualifikation nachweisen.
In welchen Bereichen des Netzbetriebs sind die Elektroinstallateure tätig?
Die bei uns gelisteten Elektroinstallateure sind nicht nur in privaten Haushalten tätig, sondern in allen Gebäuden, die an der Niederspannung hängen. Das betrifft praktisch jedes Gebäude, das mit Strom versorgt wird. Ein wichtiger Bereich ist aktuell die Installation von Photovoltaikanlagen, die bundesweit stark zunimmt. Hier gibt es viele Veränderungen an der Infrastruktur, bei denen die Installateure eine zentrale Rolle spielen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen naturenergie netze und den Installateuren im Alltag?
Es gibt eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen unseren Kundendienstmeistern, die wie die Elektroinstallateure vor Ort beim Kunden sind. Die Kommunikation läuft auf verschiedenen Ebenen – per Telefon, E-Mail und auch persönlich vor Ort. Wenn eine neue Anlage ans Netz angeschlossen werden soll oder eine bestehende Anlage verändert wird, stehen unsere Meister in direktem Kontakt mit den Installateuren im jeweiligen Gebiet.
Ein wichtiger Prozess ist die Meldung neuer oder veränderter Anlagen. Diese erfolgt mittlerweile hauptsächlich elektronisch. Wir arbeiten daran, diesen Prozess weiter zu digitalisieren, um die Informationen schneller und effizienter verarbeiten zu können.
Sie organisieren auch eine jährliche Installateursversammlung. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Ja, diese Versammlung ist ein wichtiger Teil unserer Zusammenarbeit. Es sind mehrere Abendveranstaltungen, die einmal im Jahr an unterschiedlichen Orten in unseren Netzgebieten stattfinden. Üblicherweise zählen wir hier zwischen 300 und 400 Teilnehmer. Wir nutzen diese Gelegenheit, um über technische Änderungen, neue Vorschriften und aktuelle Themen wie Smart Meter oder die Energiewende zu informieren.
Es ist aber nicht nur eine reine Informationsveranstaltung. Wir laden auch Industriepartner ein, die über Neuerungen und Innovationen in ihren Fachbereichen sprechen. Zudem bietet der Abend die Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Es gibt ein gemeinsames Abendessen und viel Raum für Gespräche. Es ist sozusagen ein „Meet and Greet“ für die Branche.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zusammenarbeit mit den Elektroinstallateuren?
Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die Komplexität unseres Unternehmens und der gesamten Branche. Die Elektrotechnik entwickelt sich ständig weiter, es gibt jedes Jahr neue technische Regelwerke. Besonders die Energiewende stellt uns als Netzbetreiber vor große Herausforderungen.
Eine weitere Herausforderung ist es, alle Installateure stets mit den aktuellsten Informationen zu versorgen. Wir nutzen dafür verschiedene Kanäle wie Newsletter, Briefe und eben unsere jährlichen Versammlungen. Es ist wichtig, dass alle Zugang zu diesen Informationen haben und auf dem neuesten Stand bleiben.
Zum Schluss noch eine Frage zur Zukunft: Gibt es Pläne, die Zusammenarbeit mit den Installateuren weiter zu digitalisieren?
Ja, definitiv. Wir arbeiten gerade daran, den Anmeldeprozess für das Installateursverzeichnis zu digitalisieren. Momentan können sich Installateure per E-Mail und mit Formularen bei uns anmelden. In naher Zukunft soll dieser Prozess durch ein digitales Meldeportal ersetzt werden. Das wird es uns ermöglichen, die Informationen schneller und effizienter zu verarbeiten.
Zudem entwickeln wir ständig unsere digitalen Kommunikationswege weiter. Wir wollen den Installateuren möglichst einfache und effektive Wege bieten, mit uns in Kontakt zu treten und Informationen auszutauschen. Die Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess, der uns sicherlich noch einige Zeit beschäftigen wird.
Über die Autorin: Charis Stank
Die Journalistin Charis Stank sammelte redaktionelle Erfahrungen beim Hamburger Magazin Stern und arbeitet als Texterin in der Tourismus-Branche. In ihrem Online-Magazin Schönste Zeit entführt sie ihre Leserinnen und Leser seit über 15 Jahren an die schönsten Orte der Alpen. Am naturenergie netze Blog reizt sie die Vielfalt der Themen und die Möglichkeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, über die sie im normalen Alltag kaum nachdenkt.
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