Straßenbeleuchtung mit LED: Wie Kommunen Strom und Geld sparen

Immer mehr Städte und Gemeinden rüsten ihre Straßenlaternen mit moderner LED-Technik aus. In 32 südbadischen Kommunen steht ED Netze beim Betrieb der Straßenbeleuchtung zur Seite. (Foto: ED Netze GmbH)
Immer mehr Städte und Gemeinden rüsten ihre Straßenlaternen mit moderner LED-Technik aus. In 32 südbadischen Kommunen steht ED Netze beim Betrieb der Straßenbeleuchtung zur Seite. (Foto: ED Netze GmbH)

 In Deutschland ist die Straßenbeleuchtung ein ziemlicher „Dauerbrenner“: Immerhin 4.000 Stunden Dunkelheit gilt es in unseren Breitengraden zu überbrücken. Dadurch wird der Betrieb von Straßenlaternen zu einem relevanten Kostenfaktor im kommunalen Haushalt. Wie Städte und Gemeinden von einer Umrüstung auf LED-Technik profitieren können, darüber sprechen wir mit Jürgen Schelb, Lichtspezialist bei ED Netze, im Interview.

Von Patrick Torma

Für Licht zu sorgen, das ist eine kommunale Aufgabe. Entsprechend geht die Stromrechnung an den Kämmerer. In Zeiten steigender Energiepreise und vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Energiewende rüsten immer mehr Städte und Gemeinden ihre Beleuchtungsanlagen mit moderner LED-Technik aus. Diese bringt viele Vorteile mit sich, gleichzeitig gilt es eine Reihe von Faktoren zu beachten, um Straßenbeleuchtung auch wirklich effizient sowie ressourcen- und umweltschonend zu betreiben.

In 32 Kommunen ist ED Netze nicht nur Stromnetzbetreiber, sondern Full Service-Dienstleister für die komplette Straßenbeleuchtung im jeweiligen Ort. Insgesamt betreut das Unternehmen 17.000 Lichtpunkte – und zwar rund um die Uhr. Jürgen Schelb ist Fachplaner und Ansprechpartner für Kommunen zum Thema bei ED Netze. Im Interview spricht Jürgen Schelb über den Stand der LED-Technik, derzeitige und künftige Potenziale und darüber, was zur einer bedarfsorientierten Lichtplanung alles dazu gehört.

Herr Schelb, steigen wir gewichtig ein: Was das ist das größte Pfund der LED-Technik?

Ganz klar: Der größte Vorteil von LEDs ist, dass sie mit viel weniger Energie auskommen als andere Leuchtmittel. Das gilt für den Haushalt, besonders aber auch für den Betrieb von Straßenbeleuchtung. Gegenüber herkömmlichen Leuchten spart eine LED-Lampe rund 70 Prozent an Energie ein. Im Vergleich zur Quecksilberdampflampe, die bis vor circa 15 Jahren noch verbaut wurde, sogar bis zu 80 Prozent. Rüstet eine Kommune sämtliche Straßenbeleuchtung um, ergibt das eine beachtliche Ersparnis. Schließlich ist die Benutzungsstundenzahl in Deutschland verhältnismäßig hoch: Hierzulande kommen jährlich rund 4.000 Stunden Dunkelheit zusammen.

Wie hoch ist denn der Anteil, den die Straßenbeleuchtung im kommunalen Stromverbrauch üblicherweise einnimmt?

Das kommt natürlich darauf an, wie die Beleuchtung gesteuert wird – ob sie beispielsweise nachts komplett ausgeschaltet wird. Das ist in einigen Ortschaften im Schwarzwald gängige Praxis. Aber das können durchaus 30 bis 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs sein, die Kommunen hierfür aufwenden.

Können Sie das Einsparpotenzial im Haushalt einer Gemeinde in Euro beziffern? Und daran anknüpfend: Wie rasch amortisiert sich eine Umrüstung?

Was monetär eingespart wird, hängt mitunter von der Anzahl der Leuchten und dem Strompreis ab. In unserem Netzgebiet finden wir Kommunen mit 50 Leuchten, andere verfügen über 3.000 Masten. Gerne gebe ich Ihnen Zahlen an die Hand, mit denen sie die Ersparnis überschlagen können: Eine LED-Leuchte verbraucht Strom für rund 25 Euro im Jahr. Herkömmliche Lampen liegen bei etwa 60 bis 70 Euro im Jahr, absolute Altleuchten durchaus nochmal darüber, bei zirka 80 Euro.

Zuletzt rechnete sich die Umrüstung in der Regel nach fünf bis sechs Jahren im Betrieb. Durch die gestiegenen Strompreise und die hohe Energieersparnis könnte sich die Umrüstung auf LED-Technik für einige Kommunen derzeit womöglich bereits in vier Jahren amortisieren.

Jürgen Schelb (links) ist Fachspezialist und Ansprechpartner für Kommunen bei ED Netze – hier zu sehen bei einer erfolgreichen Installation neuer LED-Leuchten in Breitnau, gemeinsam mit Lukas Vogt, Netzbetriebsmonteur ED Netze (Mitte) und Bürgermeister Josef Haberstroh. Umrüstung der Gemeinde wurde im Sommer 2022 abgeschlossen. Foto: Roland Sigwart / ED Netze GmbH
Jürgen Schelb (links) ist Fachspezialist und Ansprechpartner für Kommunen bei ED Netze – hier zu sehen bei einer erfolgreichen Installation neuer LED-Leuchten in Breitnau, gemeinsam mit Lukas Vogt, Netzbetriebsmonteur ED Netze (Mitte) und Bürgermeister Josef Haberstroh. Umrüstung der Gemeinde wurde im Sommer 2022 abgeschlossen. Foto: Roland Sigwart / ED Netze GmbH

Was sind weitere Vorzüge der Technik?

Wenn wir noch einmal bei der Wirtschaftlichkeit bleiben wollen: Namhafte Hersteller geben die Lebensdauer ihrer LED-Leuchten mit 100.000 Stunden an. Bei 4.000 Benutzungsstunden, die eine Lampe in Deutschland pro Jahr in etwa leuchtet, hieße das: Sie müssen die Leuchte erst in 25 Jahren auswechseln. Bei älterer Technik sind die Wartungsintervalle deutlich kürzer: Da müssen Sie alle vier, fünf Jahre hin und das Leuchtmittel austauschen. Bei einer Lichtpunkthöhe von 4,5 bis 8 Meter ist das sehr zeit- und arbeitsintensiv. Bei 8 Metern muss ich mit der Hubarbeitsbühne hin, die Baustelle absichern – ein aufwändiger Prozess. Dem halten LED-Lampen eine allgemein sehr niedrige Ausfallquote entgegen: Die liegt nämlich bei unter einem Prozent.

Blickt man auf den Siegeszug von LED, zeigen sich auch Kehrseiten: Weltweit werden die Nächte immer heller, mancherorts wird die unmittelbare Einsparung durch so genannte „Rebound-Effekte“ aufgezehrt – weil sie günstiger sind, werden schlichtweg mehr LED-Leuchten aufgestellt …

Bei der Umrüstung von Straßenbeleuchtung mittels Förderantrag gehen Sie erst einmal vom Bestand aus. Im Bestand sind die Abstände zwischen einzelnen Laternenmasten häufig größer, vor 30 Jahren hat man diese anders gesetzt als heute. Wechsle ich diese eins zu eins aus, spare ich. Werden Anlagen, im Zuge von Neubaugebieten oder Straßenausbauten beispielsweise, lichttechnisch neu geplant, geht man nach DIN-Norm vor. In dem Fall werden auch mehr Masten gesetzt als man es früher getan hätte. Umso wichtiger ist eine umfassende Lichtplanung, damit insgesamt betrachtet auch wirklich Ressourcen geschont werden.

Geschont werden müssen auch Mensch und Tier. Stichwort Lichtverschmutzung – wie lässt sich diese so weit wie möglich reduzieren?

Hier bietet die LED-Technik an sich weitere Vorteile. Und die Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen. Beispielsweise kann ich LEDs viel besser steuern und nachts, wenn weniger Verkehr herrscht, wunderbar leistungsreduzieren, sprich: dimmen. Die meisten Leuchten kann ich nachträglich, mit dem Smartphone in der Hand, mit neuen Daten füttern – etwa, wenn ich als Kommune feststelle, dass an einer bestimmten Stelle im Ort schon um 22 Uhr nichts mehr los ist.

Für Feldwege, kleine Ortsverbindungswege oder Radwege sind Leuchten mit Sensorik möglicherweise eine Option. Dort geht das Licht nur an, wenn eine eindeutige Bewegung erfasst wird. Natürlich nicht bei jedem Hasen oder Igel, der vorbeihuscht. Gute Sensorik kann zwischen Menschen und Kleintieren unterscheiden. Eine weitere Maßnahme ist, das Licht stärker zu richten, so dass es nur nach unten, auf die Straße oder Gehweg, scheint. Das lässt sich durch schirmende Gehäuse oder LED-Reflektorlampen erreichen.

Im Übrigen hat das Land Baden-Württemberg in einer Novelle des Landesnaturschutzgesetzes von 2021 beschlossen, dass neue Leuchten insektenfreundlich auszustatten sind. Laut Stellungnahme des baden-württembergischen Umweltministeriums darf kein Licht mehr in den oberen Halbraum ausgestrahlt werden und es dürfen nur noch warmweiße LEDs, mit einer Lichtfarbe von 3.000 Kelvin oder wärmer, eingesetzt werden. Wegen des geringen Blaulichtanteils ziehen diese weniger Insekten an, und es sterben auch weniger Insekten den Hitzetod.

Sie haben vorhin einen Förderantrag erwähnt. Das heißt, Kommunen können entsprechende Finanzmittel beantragen? An welche Vorgaben ist die Förderung geknüpft?

Genau, das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vergibt Fördergelder an Kommunen, die ihre Straßenbeleuchtung mithilfe von LED-Technik erneuern. Gefördert werden LED-Leuchten, die eine CO2-Emissionseinsparung von mindestens 50 Prozent gegenüber der alten Anlage aufweisen. Außerdem müssen Gemeinden mindestens 25.000 Euro in die Hand nehmen, damit sich der Bund beteiligt. Dafür gibt es eine 25-prozentige Förderung, finanzschwache Kommunen werden sogar mit bis zu 40 Prozent unterstützt.

Als Fachplaner bei ED Netze unterstützen Sie Kommunen bei der Antragstellung?

Mehr noch: Wir bieten den Kommunen einen Komplettservice von der Planung über die Errichtung bis hin zum Betrieb ihrer Straßenbeleuchtungsanlagen an.

Können Sie bitte näher ausführen, was das im Einzelnen beinhaltet? Angefangen bei der Planung …

Gerne. Wir erarbeiten für die Kommune ein individuelles Sanierungskonzept, das heißt, wir verschaffen uns ein genaues Bild von der Lage vor Ort: Wie ist der Bestand? Wo müssen Beleuchtungsanlagen vielleicht neu geplant werden? Wie muss die Lichtcharakteristik beschaffen sein, um Straßen, Wege und ganz besonders Kurven optimal und sicher auszuleuchten? Wo liegen bereits Kabel oder ist es ggf. wirtschaftlicher, eine Leuchte mit Solarzellen und Akku als Puffer auszustatten? Wo kann ich einen Mast aufbauen, ohne dass ich Anwohnern die Zufahrt verdecke? Alles unter der Maßgabe lichtreduzierter Optimierung und einer Reduzierung der kommunalen Energiekosten, versteht sich.

Steht das Konzept, holen wir Angebote ein. Bewilligt die Kommune die Umsetzung, beauftragen wir die Materialbeschaffung und koordinieren den Tiefbauer, der die Masten setzt und die Kabel verlegt. Bis alles schlüsselfertig ist …

… um schließlich auch die Betriebsführung zu übernehmen.

Richtig, dazu gehört unter anderem eine Bestandsaufnahme vorhandener und neuer Laternen, einschließlich der Verkabelung, in einer digitalen Datenbank. Falls Dritte Einsicht benötigen, etwa bei einer Straßensanierung oder einem Wasserrohrbruch, stehen wir als Ansprechpartner bereit und stellen diese Pläne zur Verfügung. Und sollte mal tatsächlich eine Leuchte ausfallen, dann agieren wir wie in unserem Stromnetzbetrieb: Wir haben in und einen Störungs- und Bereitschaftsdienst, der 24 Stunden am Tag, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, erreichbar ist. Bei Gefahr in Verzug rückt der Monteur sofort aus, um den Schaden zu beheben.

Zum Abschluss: Können Sie uns einen Ausblick geben, welche technischen Entwicklungen die LED-Straßenbeleuchtung künftig nehmen wird?

Dass sich die Leistung einer LED-Leuchte steuern lässt, hatten wir ja bereits angesprochen. Die Zukunft wird sein, dass Leuchten auch ihre Lichtfarbe ändern können. Bei weniger Verkehrsteilnehmenden wird das Licht gelblicher und schont die Natur. Eine weitere Möglichkeit ist, wenn viele Personen unter der Lampe stehen, wird sie heller, damit sie besser von anderen Verkehrsteilnehmern erkannt werden. Ist niemand in Sicht, wird sie dunkler.

Eine Überlegung, die jetzt schon Realität ist: Straßenbeleuchtung kann mehr als nur Licht. haben wir die bestehende Beleuchtung mit Antennen ausgestattet – für öffentliches W-LAN. Erprobt werden auch integrierte Ladesäulen für E-Autos, wobei die technischen Voraussetzungen geschaffen sein müssen. In unserem Gebiet sind die Kabel der Straßenbeleuchtung zu „dünn“ und tagsüber stromlos. Aber: Wenn man künftig nicht immer etwas Neues aufstellen muss, sondern bestehende Masten für weitere Infrastruktur nutzen kann – dann ist das doch ideal.

Über den Autor: Patrick Torma

(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)
(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im ED-Netze-Blog beides vereinen.

4 Kommentare

  1. Mein Papa ist auch Elektriker und hat bei uns in der Gemeine neue LED-Straßenleuchten installiert. Ich wusste nicht, dass LED-Leuchten eine Lebensdauer von 100.000 Stunden haben und damit alle 25 Jahre gewechselt werden müssen. Das muss ich meinem Papa erzählen, ich frage mich, ob er das weiß.

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