Was macht eigentlich ein Regulierungsmanager?

Andreas Glassen ist Regulierungsmanager bei ED Netze. In diesem Interview gibt er Einblick in seinen Arbeitsalltag. Foto: ED Netze GmbH
Andreas Glassen ist Regulierungsmanager bei ED Netze. In diesem Interview gibt er Einblick in seinen Arbeitsalltag. Foto: ED Netze GmbH

In der Energiewirtschaft ist die Regulierung ein zentrales Instrument, um faire Bedingungen und ein reibungsloses Funktionieren des Energiemarktes zu gewährleisten. Sie bezieht sich auf gesetzliche Maßnahmen und Mechanismen, die den Strom- und Gasmarkt kontrollieren, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen und die Interessen der Verbraucher zu schützen. Daher gibt es bei Netzbetreibern wie der ED Netze GmbH ein Regulierungsmanagement. Wie vielseitig diese Arbeit ist und welche Aufgaben sie umfasst erzählt Regulierungsmanager Andreas Glassen im Interview.

von Charis Stank

„Ich finde es spannend, dass man mit so unterschiedlichen Menschen zu tun hat. Vom Monteur, der an einer Hochspannungsleitung in 40 Meter Höhe herumturnt, bis zum Kaufmann, der Anlagenbuchhaltung betreibt.”

So beschreibt Andreas Glassen, 40 Jahre alt, Familienvater und seit knapp vier Jahren im Unternehmen, die Vorzüge seines Jobs als Regulierungsmanager bei der ED Netze GmbH. Welche Aufgaben mit der Stelle verbunden sind, die er als „die anspruchsvollste meiner bisherigen beruflichen Laufbahn” bezeichnet, welche Herausforderungen warten und was ihm am meisten Spaß macht, verrät er im Interview.

Herr Glassen, Sie sind Regulierungsmanager bei ED Netze. Das ist eine Berufsbezeichnung, unter der sich viele Menschen wahrscheinlich wenig Konkretes vorstellen können. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Der Begriff des Regulierungsmanagements ist auf das regulierende Eingreifen des Staates in die Energiewirtschaft bzw. Netzwirtschaft zurückzuführen. So wurde durch die Trennung von Stromnetz, Stromproduktion und Stromvertrieb das früher herrschende Monopol der Energiekonzerne aufgebrochen. Man nennt das auch Entflechtung bzw. auf Englisch „Unbundling”. Der Staat sorgt seither mit Hilfe einer Vielzahl von (gesetzlichen) Regelungen und durch behördliche Kontrolle für Wettbewerb in der Energie- bzw. Netzwirtschaft zum Vorteil der Verbraucher.

Durch das Stromnetz der ED Netze GmbH fließt die Energie verschiedener Energieversorger. Wir betreiben das Netz, warten und erweitern es und stellen die Anschlüsse zu den Kunden her.

In unserem Versorgungsgebiet müssen wir die Versorgungssicherheit garantieren. Und gegenüber der Behörde nachweisen, dass wir das so effizient, kostengünstig und sicher wie möglich machen.

Zu meinen Hauptaufgaben gehört es, Daten für die zuständige Regulierungsbehörde zu sammeln und aufzubereiten. Für die ED Netze GmbH ist dies aufgrund der Größe des Versorgungsgebietes und der Anzahl der Anschlüsse die Bundesnetzagentur. Ich formuliere Stellungnahmen und führe Auswertungen durch. Darüber hinaus ist es meine Aufgabe, die behördlichen Anforderungen und deren Auswirkungen auf das Unternehmen intern zu kommunizieren.

Politische Ereignisse, wie der Ukraine-Krieg, haben sicherlich zu einem erhöhten Informationsbedarf von Seiten der Aufsichtsbehörde geführt. Wir arbeiten in einem Dreierteam, so dass immer eine bzw. einer von uns für die Berichterstattung oder für den Kontakt mit der Behörde zur Verfügung steht.

Es gibt also Kolleginnen oder Kollegen bei der ED Netze GmbH, die ebenfalls als Regulierungsmanager bzw. Regulierungsmanagerin arbeiten. Wie arbeiten sie zusammen?

Neben unserem Fachbereichsleiter und mir ist noch eine weitere Kollegin in der gleichen Position wie ich im Regulierungsmanagement für das operative Tagesgeschäft verantwortlich.

Unsere Aufgaben sind identisch. Wir sprechen ab, wer welche übernimmt. Da wir einen unterschiedlichen Background haben, ergänzen wir uns sehr gut. Meine Kollegin ist Wirtschaftsingenieurin. Ich bin Jurist und habe einen Magister in Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Technologiemanagement.

In der Informationsbeschaffung sind wir jedoch auf die Unterstützung aus allen Fachbereichen angewiesen, weshalb es sehr entscheidend ist, dass wir die Kolleginnen und Kollegen kennen und sie uns kennen. Wir brauchen die Informationen im Idealfall schon bevor die Behörde sie aufgreift.

Wie wird man Regulierungsmanager? Benötigt man besondere Fähigkeiten oder Qualifikationen?

Ein technisches, wirtschaftswissenschaftliches oder rechtswissenschaftliches Hochschulstudium ist eine gute Basis. Darüber hinaus helfen eine schnelle Auffassungsgabe, ein gewisses juristisches Verständnis, eine Affinität zu Zahlen sowie das Talent, komplexe, teils technische Sachverhalte verständlich zu kommunizieren.

Wie sieht Ihr persönlicher Werdegang aus?

Ich habe an der Universität des Saarlandes Wirtschaftswissenschaften und Recht studiert und an der Universität Klagenfurt ein Magisterstudium mit den Schwerpunkten Technologiemanagement, Organisationsmanagement und Öffentliche Betriebswirtschaftslehre absolviert.

Vor meiner Tätigkeit bei der ED Netze GmbH war ich im Innovations- und Ökologiemanagement eines badischen Energieversorgungsunternehmens sowie als Referent für energiewirtschaftliches Controlling bei einem schwäbischen Stadtwerk tätig.

Dabei ist es vorteilhaft, bereits vor Stellenantritt Berufserfahrung in der Energiewirtschaft gesammelt zu haben, um die Zusammenhänge womöglich schneller zu verstehen.

Erzählen Sie bitte von Ihrem Arbeitsalltag. Arbeiten Sie immer am selben Ort oder sind Sie auch im Netzgebiet unterwegs?

Für mich beginnt der Tag meist zwischen 6.00 und 7.00 Uhr. Den frühen Morgen nutze ich, um mit frischem Kopf Excel-Tabellen zu bearbeiten und komplexe Texte zu lesen oder Stellungnahmen zu schreiben. Im Laufe des Tages kommen Abstimmungstermine hinzu und wir bearbeiten das Tagesgeschäft und die Projektarbeit.

Die ED Netze GmbH ist der Verteilnetzbetreiber für Südbaden. Das Netzgebiet umfasst im Westen die Region südlich von Freiburg bis zum Hochrhein und reicht im Osten nördlich von Villingen-Schwenningen bis zum Bodensee. Meist sind wir in Rheinfelden im Büro oder treffen die Kollegen in Laufenburg auf der Schweizer Seite. Von Zeit zu Zeit tauschen wir uns auch mit den Kollegen vor Ort in Donaueschingen aus oder besuchen einzelne Stützpunkte.

Für komplexe Rechenaufgaben ziehe ich mich gern ins Homeoffice zurück.

Die ED Netze GmbH ist für die Versorgungssicherheit in Ihrem Netzgebiet zuständig. Dafür sorgen Mitarbeitende an 11 Standorten im Raum Südbaden. Grafik: ED Netze GmbH
Die ED Netze GmbH ist für die Versorgungssicherheit in Ihrem Netzgebiet zuständig. Dafür sorgen Mitarbeitende an 11 Standorten im Raum Südbaden. Grafik: ED Netze GmbH

Wieso fahren Sie zu den Standorten?

Weil ich immer auf der Suche bin nach Themen, die möglicherweise irgendwann von der Behörde aufgegriffen werden. Sie erfahren das am besten am Kaffeeautomaten oder im Gespräch mit den Mitarbeitenden, die draußen unterwegs sind.

Ich nenne ein Beispiel: Als Flächennetzbetreiber haben wir am Oberrheingraben ganz andere geographische Verhältnisse als im Schwarzwald mit dem harten Schwarzwaldgranit. Darum gibt es im Schwarzwald kaum Erdverkabelungen, sondern Freileitungen. Diese wiederum sind sehr sturmanfällig, was höhere Kosten verursacht. Von der Behörde werden wir jedoch oft mit Netzbetreibern verglichen, die Kabel in lockerem Boden 1,50 m tief in der Erde versenken. Auf solche Probleme wird man im Gespräch mit dem Team aufmerksam.

Das heißt, dass die Behörde einen finanziellen Rahmen vorgibt und Sie mit der passenden Begründung die entsprechenden Mittel rechtfertigen können?

Ja, in diese Richtung geht es in etwa. Alle fünf Jahre gibt es die sogenannte Kostenprüfung und einen Effizienzvergleich. Wir melden an, was wir investieren und was wir brauchen. Und werden dann mit anderen Netzbetreibern verglichen.

Die Behörde betreibt also praktischen Verbraucherschutz.

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit für die ED Netze GmbH stellen?

Die Anforderungen an die elektrischen Verteilnetze – als Teil der sogenannten kritischen Infrastruktur in Deutschland – sind insbesondere vor dem Hintergrund der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende sowie in Folge des Angriffskrieges auf die Ukraine enormen Veränderungen unterworfen. Damit einher geht ein hoher Informationsbedarf der Regulierungsbehörden (insbesondere der Bundesnetzagentur bzw. der Landesregulierungsbehörden). Die Arbeit wird uns also so schnell nicht ausgehen.

Wo informieren Sie sich über Trends oder Entwicklungen im regulatorischen Bereich? Gehören Schulungen, Messen oder andere Veranstaltungen zu Ihrer täglichen Arbeit?

Wir informieren uns über eine Vielzahl von Kanälen. Angefangen bei behördlichen Veröffentlichungen, über Newsletter, Schulungen und Arbeitskreise, insbesondere bei unserer Konzernmutter EnBW, bis hin zum persönlichen Austausch mit den anderen Netzbetreibern im Konzern.

„Ich habe die Zeit noch nie mitgestoppt, aber ich lese bestimmt ein bis zwei Stunden am Tag.“

Man lernt viel dazu. Und Corona hat dafür gesorgt, dass die Behörde sehr viel digitaler unterwegs ist, Webinare oder Austauschplattformen auch online anbietet.

Was raten Sie Interessierten, die eine Karriere im Regulierungsmanagement anstreben?

Wirtschaft oder Recht zu studieren ist sicher hilfreich. Mindestens genauso förderlich ist ein frühzeitiger Einstieg in die Energiewirtschaft, um die Zusammenhänge gut zu verstehen. Wer Engagement und Interesse zeigt, hat die besten Chancen.

Welcher Teil Ihrer Arbeit macht Ihnen am meisten Spaß?

Ich kann das Wissen aus meinem Studium in meiner täglichen Arbeit anwenden. Außerdem gibt es keinen Stillstand und ich lerne täglich etwas Neues

Toll finde ich auch, dass wir kein anonymer Netzbetreiber sind und es um die Menschen geht. Wenn du nachts um drei Uhr rausgehst und dich beeilst, um eine Leitung zu reparieren, dann musst du sehr motiviert sein. Da geht es nicht ums Geld. Und das gefällt mir: Dass die Leute wissen, wofür sie arbeiten und mit einer Leidenschaft dabei sind.

Über die Autorin: Charis Stank

Die Journalistin Charis Stank sammelte redaktionelle Erfahrungen beim Hamburger Magazin Stern und arbeitet als Texterin in der Tourismus-Branche. In ihrem Online-Magazin Schönste Zeit entführt sie ihre Leserinnen und Leser seit über zehn Jahren an die schönsten Orte der Alpen. Am ED-Netze-Blog reizt sie die Vielfalt der Themen und die Möglichkeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, über die sie im normalen Alltag kaum nachdenkt.

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