Förderer des Wechselstroms: George Westinghouse

Die illuminierte Weltausstellung in Chicago 1893 begeisterte Millionen Besucher. Ein Prestigeerfolg für George Westinghouse und „seinen“ Wechselstrom. (Foto: William Henry Jackson, Public Domain via Wikimedia Commons)
Die illuminierte Weltausstellung in Chicago 1893 begeisterte Millionen Besucher. Ein Prestigeerfolg für George Westinghouse und „seinen“ Wechselstrom. (Foto: William Henry Jackson, Public Domain via Wikimedia Commons)

Er machte den „schunkelnden“ Strom in den USA salonfähig: George Westinghouse ist sozusagen der Supervisor des Wechselstromsystems. Mit technischem Weitblick und unternehmerischem Geschick setzte er es gegen Thomas Edisons Gleichstrom-Imperium durch.

von Patrick Torma

Weil er als einflussreicher Strommogul in die Geschichte einging, vergisst man leicht, dass George Westinghouse darüber hinaus ein außerordentlicher Erfinder war. Bereits in Kindertagen zogen ihn die Erntemaschinen, die sein Vater in der familieneigenen Fabrik produzierte, magisch an. Ansehen und Kapital verdiente sich Westinghouse mit einer Erfindung, die Eisenbahnreisen sicherer und verlässlicher machte: Noch heute gehört die Druckluftbremse zu den Standards im Zugbetrieb.

Der Nachfahre westfälischer Einwanderer entwickelte sich früh zu einem Entrepreneur, der nach Wachstumsmärkten fahndete, immer neue Firmen gründete und so Geschäftsfelder erschloss. Sein Interesse an der Telefonie führte ihn zur Stromwirtschaft. Die schien Anfang der 1880er-Jahre fest im Griff von Thomas Edison, der sein Gleichstromsystem ausrollte.

Westinghouse jedoch sah den Wechselstrom im Vorteil. Gleichspannung ließ sich nur über kurze Distanzen verlustfrei übertragen, und wer würde schon davon profitieren, abgesehen von Edison, der sich bereits die Hände rieb, wenn man alle zwei Kilometer ein dröhnendes, mäßig effizientes Kraftwerk in die Landschaft setzte? Zudem ließ sich Wechselstrom auf hohe Spannungen transformieren, was ihn für die industrielle Nutzung interessant machte.

Westinghouse sammelt Köpfe und Patente

Zumindest in der Theorie. Was fehlte, war eine ausgereifte Technik. Um diese zu entwickeln, beschäftigte Westinghouse renommierte Ingenieure wie William Stanley oder den einstigen Edison-Mentor Franklin Leonard Pope. Er importierte Fachwissen aus Europa, wobei er sich nicht nur die Köpfe, sondern auch die dazugehörigen Patente sicherte. So brachten etwa Lucien Gaulard und John Dixon Gibbs ihren „Sekundärgenerator“ mit – einen frühen Transformator. Weitere Komponenten bestellte Westinghouse unter anderem bei Siemens.

Stareinkauf war jedoch Nikola Tesla, der Westinghouse erst die Rechte an seinem Wechselstrominduktionsmotor veräußerte und ihm schließlich immer effektivere Transformatoren entwickelte. Bis 1889 elektrifizierte George Westinghouse rund 30 Städte – ein erster Schritt zum heutigen Übertragungsnetz in den USA. Doch der „Stromkrieg“ mit Thomas Edison ging jetzt erst in die heiße Phase …

Übrigens: Während die beiden US-Erfinder erbittert um die Vorherrschaft auf dem Strommarkt stritten, war Europa bereits auf Wechselstrom „geeicht“. Dort trieben umsichtige Unternehmer nahezu einmütig den künftigen Standard voran.

Das Vermächtnis von Westinghouse

Ab 1895 setzte sich der Wechselstrom den USA durch, maßgeblich waren zwei gewonnene Ausschreibungen: für die Weltausstellung 1893 in Chicago und für den Bau eines Kraftwerks an den Niagarafällen. Für seine Verdienste in der Stromgeschichte ehrte das American Institute of Electrical Engineers George Westinghouse 1911 mit seiner höchsten Auszeichnung: der Edison-Medaille.

Über den Autor: Patrick Torma

(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)
(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im ED-Netze-Blog beides vereinen.

1 Kommentar

  1. Meine Meinung über George Westinghouse ist, dass er wirklich ein Visionär auf dem Gebiet der Elektrizität war. Seine ehrgeizige und mutige Entscheidung, trotz der Dominanz des Gleichstromsystems von Thomas Edison auf Wechselstrom zu setzen, war ein unglaublich mutiger Schritt, der sich letztendlich auszahlte und die Branche revolutionierte. Es ist ein Zeugnis für Westinghouses Genialität es war sein Verdienst und seine Hingabe, dass er ein Team von Spitzeningenieuren und anderen Fachleuten zusammenbrachte, um die Technologie zu entwickeln, die notwendig war, um Wechselstrom lebensfähig zu machen. Seine Beiträge sind noch heute spürbar, und es ist ihm zu verdanken, dass wir über die zuverlässigen Stromquellen verfügen, die wir haben. Obwohl er ziemlich kurz ist, war das Lesen dieses Artikels wirklich inspirierend, danke für den Blogartikel 🙂

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