1958 wurden erstmals grenzüberschreitend Stromnetze zusammengeschaltet und synchronisiert – im Schweizer Fricktal, im Aargau, unweit des Hochrheins. Eine Pioniertat, die damals die Stromnetze von Deutschland, Frankreich und der Schweiz umfasste. Seither schlägt dort das sprichwörtliche Herz des europäischen Stromnetzverbundes, des weltweit größten seiner Art. Die dortige Schaltanlage wird als „Stern von Laufenburg“ bezeichnet.
von Sonja Sahmer
Mitte April 1958 wurde auf dem Kaister Feld bei Laufenburg – nicht zu verwechseln mit dem deutschen Pendant auf der anderen Rheinseite – gleich doppelt Strom(netz)-Geschichte geschrieben. Hier wurden durch eine Zusammenschaltung erstmals – zunächst testweise, dann dauerhaft – drei Ländernetze der 220-Kilovolt-Spannungsebene quasi eins. Sie stellen damit den Beginn des modernen Stromnetz-Verbundbetriebs dar. Gleichzeitig ermöglichte der „Laufenburger Stern“ damit einen grenzüberschreitenden Strommarkt.
Ein Jahrzehnt später, Mitte Mai 1968, erfolgte hier zudem die langfristige Zusammenschaltung eines grenzüberschreitenden 380-Kilovolt-Verbundbetriebs. Seither ist die Schaltanlage Laufenburg ein „spannender“ Knotenpunkt von europäischer Bedeutung, der in den vergangenen Jahren analog zu den Veränderungen im Stromnetz (Stichwort Erneuerbare Energien) stetig modernisiert wurde.
Weg von der Inselversorgung
Das kontinentaleuropäische Verbundnetz hat es nämlich weitgreifend in sich. Bis heute spielt dabei die „neutrale“ Schweiz mit der Frequenzüberwachung in Laufenburg, für die der dortige Anlagen- und Netzbetreiber Swissgrid verantwortlich zeichnet, eine zentrale Rolle. Denn die Zeiten der isoliert-autarken „Inselversorgung“, wo der Strom an den Landesgrenzen Halt machte, sind seit damals vorbei. Im engmaschigen Europäischen Verbundsystem (vormals „Union for the Coordination of the Transmission of Electricity“, kurz UCTE) mit seinen Hoch- und Höchstspannungsnetzen werden mittlerweile rund 530 Millionen Menschen in über 30 Ländern mit Strom versorgt.
Mit weitreichenden Folgen: Der grenzüberschreitende Stromaustausch ermöglicht es, Stromengpässe in einzelnen Ländern zu überwinden und Überlastungen zu vermeiden. Außerdem werden dank dieser internationalen Kooperation Kraftwerksausfälle oder Überproduktionen ausgeglichen.
„Ausgezeichnete“ Pioniertat
Dass der „Stern von Laufenburg“ ein „historischen Meilenstein in der Stromgeschichte“ sei, erklärte 2010 auch das amerikanische Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE). Dahinter verbirgt sich ein in weltweiter Berufsverband von Ingenieuren, Technikern, (Natur-)Wissenschaftlern und angrenzender Berufe hauptsächlich aus den Bereichen Elektro- und Informationstechnik. Stand 2021 hat er über 400.000 Mitglieder in rund 160 Ländern.
Die Milestone-Auszeichnung des IEEE, ein reiner Ehrentitel, unterstreicht die große Bedeutung der (ersten) europäischen „Stromdrehscheibe“. Derart gewürdigt wurde neben dem „Laufenburger Stern“ zum Beispiel das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung („Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire“) in Genf.
Über die Autorin: Sonja Sahmer
Nach „festangestellten“ Jahren in der Presse- und Öffentlichkeitarbeit machte sich Sonja Sahmer 2010 mit Texterlei als Journalistin, Autorin und Lektorin selbstständig. Neben Magazin-Beiträgen sowie Corporate-Publishing-Projekten textet sie auch für Unternehmenswebsites und -blogs. Mit einer „Schreibe“, die aus Begeisterung entsteht und Lesefreude verspricht. Und von Wissensdurst und Recherchelust zeugt.
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