Alles für Ihren Netzanschluss: Christian Reimann und sein Team vom Netzkundenservice sorgen dafür, dass Menschen mit ihren Häusern und Erzeugungsanlagen ans Stromnetz gelangen. Welche Schritte im Hintergrund nötig sind, wie der Ablauf für Anschlussnehmer aussieht und welche Rolle der Verteilnetzbetreiber spielt – darüber spricht der Teamleiter im Interview aus der Reihe „Was macht eigentlich …?“.
Von Patrick Torma
Strom ist in unserem Zuhause nicht einfach vorhanden, er muss „hineingelassen“ werden. Eintrittstür ist der sogenannte Netzverknüpfungspunkt – Aufbau und Funktion schauen wir uns in diesem Beitrag genauer an. Fürs Erste reicht: Über diese technische Schwelle gelangt Elektrizität aus dem Stromnetz ins Haus.
Christian Reimann und sein Team sind bei naturenergie netze sozusagen die Einzugshelfer des Stroms. Immer dann, wenn im südbadischen Verteilnetzgebiet ein neuer Netzanschluss benötigt wird, kommt der Netzkundenservice ins Spiel. Er legt die Grundlage dafür, dass Haushalte und Unternehmen zuverlässig und messbar mit Strom versorgt sind.
Auch danach bleibt das Team eine wichtige Anlaufstelle – etwa dann, wenn bestimmte, energieintensive Geräte ans Netz gehen sollen, das können zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage (kurz: PV-Anlage) oder eine Wärmepumpe sein. Wichtig: Jede individuelle Maßnahme wird dabei so geprüft, dass die Versorgungssicherheit für alle gewahrt bleibt. Eine Menge Verantwortung also, und doch wirkt Christian Reimann tiefenentspannt. Kein Wunder: Der 48-Jährige ist seit über 25 Jahren im Unternehmen – die meiste Zeit davon im Bereich Netzanschluss. Seit drei Jahren leitet der studierte Betriebswirt das Team Netzkundenservice, das mit sieben weiteren Kollegen an den Standorten Rheinfelden und Donaueschingen arbeitet.
Was im Gespräch sofort auffällt: Wenn Christian Reimann von seiner Arbeit spricht, dann schwingt immer eine gehörige Portion Pragmatismus mit. Man merkt schnell, für den Teamleiter stehen die Lösungen im Mittelpunkt. Als Projektleiter hat er an der Entwicklung des Netzanschlussportals mitgewirkt – ein Werkzeug, das heute fest im Prozessalltag von naturenergie netze verankert ist.
Herr Reimann, angenommen, ich baue ein Haus, dann benötige ich ja Strom. Zunächst für die Baustelle. Später, damit ich in meinen vier Wänden nicht im Dunkeln sitze. Wäre das ein Fall fürs Team Netzkundenservice?
„Definitiv. Wenn Sie dauerhaft oder befristet ans Stromnetz angeschlossen werden möchten, müssen Sie sich als Anschlussnehmer beim zuständigen Netzbetreiber melden. Wenn Sie im Netzgebiet von naturenergie netze bauen, landet Ihre Anmeldung bei uns im Team Netzkundenservice.“
Auf welchem Weg schlägt meine Anmeldung denn bei Ihnen auf?
„Schon seit 2021 haben wir bei naturenergie netze ein Portal, über das Sie Anträge bequem online stellen können: unser Netzanschlussportal. Seit 2024 läuft die Anmeldung vollständig digital über diese Plattform. In der Praxis hilft Ihnen wahrscheinlich das Bauunternehmen oder der beauftragte Elektroinstallateur dabei, Ihren Netzanschluss bzw. Ihre Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen anzumelden.“
Welche Informationen benötigen Sie denn?
„Für einen neuen Netzanschluss brauchen wir die Adresse und die genaue Lage des Grundstücks. Dazu den Grundriss des Keller- oder Versorgungsraums, damit wir planen können, wie die Anschlussleitung ins Haus geführt wird. Außerdem müssen wir wissen: Was wird eigentlich gebaut? Welche Anschlussleistung wird benötigt? Gibt es meldepflichtige Geräte wie eine Photovoltaik-Anlage? Zwischen einem klassischen Einfamilienhaus und einer großen Gewerbehalle gibt es natürlich Unterschiede.“
Wenn Sie das alles wissen: Wie geht’s dann weiter?
„Zunächst prüft unser Team, ob die Angaben plausibel sind. Falls nicht, fragen wir nach. Passt alles, folgt die netztechnische Prüfung, die ein anderes Team bei uns im Haus übernimmt. Sie ist deshalb so wichtig, weil wir ermitteln müssen, ob das vorhandene Stromnetz die zusätzlichen Lasten auch wirklich verkraftet. Wäre das nicht der Fall, könnte es allgemein zu Störungen in der örtlichen Stromversorgung kommen.“
Gehen wir davon aus, dass ein Netz vorhanden und leistungsfähig genug ist, dann meldet mir der Netzkundenservice: Der Anschluss kann kommen?
„Richtig. Wir erstellen dann ein Angebot. Stimmen Sie zu, führen wir den Anschluss am sogenannten Netzverknüpfungspunkt durch – das ist die Schnittstelle, die Sie in Form Ihres Hausanschlusskastens kennen. Hier endet das öffentliche Stromnetz und die Hausanlage beginnt. Um die Leitung ins Haus zu verlegen, ist in der Regel ein Graben erforderlich. Diese Vorarbeit können Sie als Bauherr selbst übernehmen oder ebenfalls durch naturenergie netze beauftragen.“
Danach fließt der Strom?
„Noch nicht, aber bald. Ist der technische Anschluss hergestellt, erhalten Sie zunächst eine Rechnung von uns. Sobald diese fristgerecht bezahlt ist, übernimmt Ihr Elektroinstallateur den nächsten Schritt: Er meldet die fertige Anlage bei uns zur Inbetriebnahme und beantragt dabei auch den Stromzähler. Der Zähler wird von Ihrem Elektroinstallateur und einem Kollegen oder einer Kollegin aus unserem Außendienst* eingebaut. Abschließend erfassen wir im Team Netzkundenservice alle notwendigen Daten im System. Damit kann der Anschluss offiziell ans Netz gehen.“
(* Wie die Arbeit vor Ort im Kundendienst aussieht, verrät Kundendienstmeister Matthias Friedrich in einem weiteren Interview)
Wie lange dauert der Netzanschluss?
„Das kommt darauf an. Wir bemühen uns, den Anschluss so schnell wie möglich umzusetzen. Ein Angebot erhalten Sie von uns sehr zügig. Die eigentliche Montage dauert meist nur einen Tag, sofern Sie den erforderlichen Graben ausgehoben haben. Soll naturenergie netze auch den Tiefbau übernehmen, kommt es auf die zeitliche Abfolge der Bauarbeiten an.
Ein einfacher Hausanschluss ist im Idealfall innerhalb weniger Tage erledigt. Müssen jedoch größere Leistungen angeschlossen werden, etwa über Mittelspannung oder mit einer eigenen Trafostation, rechnen wir wegen der Lieferzeiten eher mit mehreren Wochen oder sogar Monaten.“
Im Netzkundenservice kümmern Sie sich auch um bestehende Anschlüsse. Was sind typische Anfragen?
„Wir vom Netzkundenservice bearbeiten die Anträge zu meldepflichtigen Geräten. In den vergangenen Jahren waren das vor allem die vielen Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern installiert wurden. Hinzu kommen Themen wie Heizen und E-Mobilität – also Kunden, die Wärmepumpen oder Wallboxen in ihren Häusern einbauen lassen möchten.
In der Regel sind die Hausanschlüsse dafür ausreichend dimensioniert, um die zusätzlichen Stromlasten zu tragen. Gerade bei älteren Gebäuden kann es jedoch vorkommen, dass die Sicherungen im Hausanschluss zu klein ausgelegt sind. Auch Umbauten spielen eine Rolle, etwa wenn Eigentümer ihren Hausanschluss im Zuge einer Sanierung versetzen lassen. Solche Anträge laufen bei uns auf, und wir stoßen alle erforderlichen Schritte für die Umsetzung an.“
Auch wenn ich ‚nur‘ eine PV-Anlage oder eine Wärmepumpe melde – gibt es auch hier eine netztechnische Prüfung?
„Ja, unbedingt. Jede Anmeldung wird netztechnisch geprüft, damit sichergestellt ist, dass das Stromnetz vor Ort nicht überlastet wird. In den meisten Fällen ist unser Verteilnetz dafür jedoch ausreichend dimensioniert.“
Und wenn sich herausstellt, dass es eng wird im Netz …?
„Verteilnetzbetreiber sind [nach § 17 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), Anm.d.Red.] grundsätzlich verpflichtet, neue Anschlüsse für PV-Anlagen oder Ladepunkte für Elektroautos zu realisieren. Sollte das Netz an seine Grenzen stoßen, liegt es in der Verantwortung eines Netzbetreibers, das Netz zu verstärken. Das gilt aber ‚nur‘ für den allgemeinen Netzausbau. Muss der individuelle Hausanschluss verstärkt werden, trägt der Anschlussnehmer die Kosten.“
Wo liegen die Herausforderungen für Sie im Alltag?
„Manchmal kommt eine Anmeldung sprichwörtlich erst mit dem Spatenstich rein – nach dem Motto: ‚Ach ja, Strom brauchen wir auch‘ (lacht). Dann heißt es für uns: Möglich machen, was möglich ist.
Hin und wieder erleben wir Antragsteller, die noch nicht genau wissen, was sie im Detail umsetzen wollen. Das ist bei der Vielzahl an Vorgaben völlig verständlich. Da geben wir bei Bedarf gerne Orientierung. Gleichzeitig sind die technischen Möglichkeiten so vielfältig, dass wir oft nicht beurteilen können, was für den jeweiligen Kunden die beste Lösung ist. Das hängt ganz von seinen persönlichen Bedürfnissen und Zielen ab. Hier empfiehlt sich die Beratung durch eine Elektrofachkraft vor Ort.“
Sie sind über 25 Jahre fürs Unternehmen tätig. Was hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt?
„So einiges (lacht)! Zum einen sind da die vielen regulatorischen und gesetzlichen Änderungen, die sich direkt auf unseren Arbeitsalltag auswirken. Die Schlagzahl ist deutlich höher geworden. Ich denke etwa an die wiederholten Novellierungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Zum anderen haben wir es heute mit deutlich mehr Anfragen zu tun.“
Können Sie uns eine „Hausnummer“ nennen?
„In meinen Anfangsjahren waren es, wenn es hochkam, vielleicht 2.000 Anmeldungen jährlich, die wir im Netzkundenservice bearbeitet haben. 2024 waren es knapp 12.000.“
Wie schaffen Sie es, die alle zu bearbeiten?
„Früher war nicht alles besser: Prozesse sind heute digitaler und wesentlich effizienter. In meinen Anfängen gab es noch vorgedruckte Schreiben mit Lückentexte, die mit der Schreibmaschine ergänzt wurden. Alles lief über den Postweg, und auch intern herrschte eine ‚Zettelwirtschaft‘. Das hat viel Zeit gekostet. Heute gibt es Tools für die Prozessabwicklung. Es ist klar definiert wer was und wann macht. Und dann haben wir ja noch das erwähnte Netzanschlussportal als Ein- und Ausgangskanal.“
Was sind die Highlights in Ihrem Beruf?
„Die schönsten Momente sind für uns immer dann, wenn am Ende alles reibungslos geklappt hat und der Kunde zufrieden ist. Persönlich freue ich mich darüber, dass unser Netzanschlussportal so gut angenommen wird. Viele Elektroinstallateure sind schon lange vor der gesetzlichen Verpflichtung darauf umgestiegen, weil sie die Vorteile sehen. Das zeigt mir, dass sich unsere Arbeit an der Digitalisierung und den Prozessen lohnt. Und auch wenn es einmal nicht nach Plan läuft: Wenn wir im Team knifflige Fälle lösen – sei es eine knappe Frist oder eine komplexe Anlage –, dann ist das ebenfalls ein Highlight. Da spürt man, dass wir seit Jahren Hand in Hand arbeiten.“
Teamfähigkeit als Grundvoraussetzung
Anfragen gelangen über das Netzanschlussportal ins Haus. Der berufliche Weg in den Netzkundenservice ist dagegen offener. „Ein grundlegendes technisches Verständnis und eine gewisse IT-Affinität sind schon mal eine gute Basis“, erklärt Teamleiter Christian Reimann. Er selbst absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und später ein berufsbegleitendes Studium zum Betriebswirt. „Wichtig ist für mich vor allem die Zusammenarbeit im Team. Man sollte immer auch ein Gespür dafür haben, welche Themen uns, aber ebenso unsere Kundinnen und Kunden, beschäftigen.
Über den Autor: Patrick Torma

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im naturenergie netze Blog beides vereinen.
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