Von Magnetfeldern und Käfigen: Vielforscher Michael Faraday

Wenn es draußen blitzt, ist man im Auto sicher. Das Prinzip des Faradayschen Käfigs geht auf den britischen Forscher Michael Faraday zurück. (Foto: Martin Apolin/Creative Commons via Wikimedia Commons)
Wenn es draußen blitzt, ist man im Auto sicher. Das Prinzip des Faradayschen Käfigs geht auf den britischen Forscher Michael Faraday zurück. (Foto: Martin Apolin/Creative Commons via Wikimedia Commons)

Michael Faraday war das, was man heute einen Bildungsaufsteiger nennt. Ohne echte Schulbildung aufgewachsen, mauserte er sich vom Buchbinder zum bedeutenden Experimentalphysiker. Er entschlüsselte eines der wesentlichen Prinzipien zur Nutzung von Elektrizität: die elektromagnetische Induktion, die auch in Generatoren und Transformatoren im Netzbetrieb Anwendung findet.

von Patrick Torma

Der Legende nach wurde Michael Faradays Liebe zur Wissenschaft entfacht, als er in der Encyclopædia Britannica blätterte und bei E wie Elektrizität hängen blieb. Als Buchbinder mangelte es dem Sohn eines Schmiedes weder an Ehrgeiz noch an Lektüre. Im Selbststudium brachte er sich auf den Stand der Forschung. Oder besser: mehrerer Forschungen.

So besuchte er 1812 Abendvorlesungen von Humphry Davy. Der Chemiker im Dienste der Royal Institution war zunächst Vorbild, bald schon wissenschaftlicher Ziehvater. 1813 brachen die beiden zu einer Bildungsreise durch Europa auf, um die Rockstars der damaligen Wissenschaft zu besuchen: darunter Alexander von Humboldt, Alessandro Volta und André-Marie Ampère.

Mit dem Wissen dieses Wanderjahres widmete sich Faraday eigenen Forschungen. Wobei er keine Theorie für bare Münze nahm, solange er sie nicht selbst überprüfte. Rekordverdächtige 30.000 Experimente soll er in fast 76 Lebensjahren durchgeführt haben.

Faraday machte den Alltag sicherer

So kletterte er etwa in eine begehbare Box, die er von außen elektrostatisch auflud. Im Inneren stellte er fest, dass er sich in einem abgeschirmten Raum befand. Alles, was es für diesen Effekt brauchte, war eine Hülle aus leitendem Material – in diesem Fall Kupferdrähte und Zinnfolie.

Auf ewig mit dem Namen des britischen Vielforschers verbunden, machen Faradaysche Käfige unseren Alltag sicherer, überall dort, wo Mensch und Technik vor elektrischer Ladung geschützt werden müssen. Dass wir im Auto sicher sind, wenn es draußen blitzt, gehört längst zum Allgemeinwissen.

Noch bedeutsamer sind seine Gedanken zum Elektromagnetismus. Dass Strom magnetisch ist, beobachteten bereits Forscher wie etwa Ampère oder Hans Christian Oersted. Faraday fand heraus, dass sich mit Magnetfeldern umgekehrt Strom erzeugen lässt. Nach den Gesetzmäßigkeiten der elektromagnetischen Induktion funktionieren die meisten elektrischen Motoren. Als Faraday 1867 starb, war die nächste Phase der industriellen Revolution bereits eingeläutet.

Universalgenie Michael Faraday

Michael Faradays Überlegungen gelten als Grundsteine der elektromagnetischen Theorie. Darauf baute James C. Maxwell auf, der sie in mathematische Formeln übersetzte und eigene Erkenntnisse zur Wechselbeziehung von Elektrizität und Magnetismus in den Maxwellschen Gleichungen festhielt.

Wie vielseitig begabt Faraday war, zeigt der Schwenk über sein Schaffen. Mit der Elektrolyse begründete er etwa die Elektrochemie, prägte Begriffe wie Elektrode, Anode und Kathode oder Ion. Er beriet die britische Regierung, verbesserte Sicherheitslampen, betrieb Glasforschungen und machte auf die Verschmutzung der Londoner Themse aufmerksam.

Über den Autor: Patrick Torma

(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)
(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im ED-Netze-Blog beides vereinen.

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